Wertschöpfung für Unternehmen im Zeitalter von Industrie 4.0 dank Big Data

Der technologische Fortschritt und die weltweite Vernetzung lässt Menschen digitale Datenmengen in noch nie dagewesenem Umfang erzeugen. Diese rohen Datenberge aus Internet, Mobilfunk, Gesundheitswesen, Finanzwesen, Kreditkartenzahlungen, Kundenkartennutzungen etc. gilt es, produktiv aufzubereiten und nutzbar zu machen. Mit der Technologie „Big Data“ sollen komplexe Datenmengen wirtschaftlich nutzbar gemacht und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Anwender mittelfristig gesichert werden. Durch die Anwendung von Algorithmen werden die Daten nach Mustern durchsucht, miteinander verknüpft, strukturiert und auswertbar gemacht. Forschung, Wissenschaft und Industrie erhoffen sich präzise Zukunftsprognosen und Echtzeitanalysen, die zur Entscheidungsfindung beitragen sollen. Je größer die vorhandene Datenmenge, desto höher ist die Eintrittswahrscheinlichkeit der abgegebenen Prognose. Mit der Präzision der Prognosen steigt  gleichzeitig die Qualität der Handlungsempfehlungen für die Menschen. Daten sind Macht und bilden den Rohstoff der Zukunft.

Zukunftsbild Industrie 4.0

Schon jetzt findet in der Wirtschaft dank Big Data-Analyse eine digitale Revolution statt: An der Schwelle zur vierten industriellen Revolution (kurz: „Industrie 4.0“) werden Mensch, Maschine und IT-Systeme („Cyber-Physical Systems – CPS) entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf intelligente Weise miteinander vernetzt. Ein hohes Wachstum und eine Steigerung der Produktivität sollen dadurch realisiert werden. Gleichwohl ist auch festzustellen, dass die Steigerung der Effizienz nicht nur durch intelligente Produktionsmaschinen bzw. „mitdenkenden“ Produkten in der Produktion erfolgt. Es geht auch und gerade um die Erhöhung der Schnelligkeit zur Behebung von Fehlern und Störungen.

Durch die zunehmende Digitalisierung im produzierenden Gewerbe koordinieren schon heute Roboter eigenständig Fertigungsprozesse. Montageassistenten kommunizieren durch Funktechnik mit Bauteilen und teilen den Beschäftigten am Fließband mit, welche Teile im nächsten Schritt wo anzubringen sind. Intelligente selbstfahrende Kisten stellen sicher, dass die benötigten Bauteile zur richtigen Zeit am richtigen Band sind. Statistische Daten und Fehlerdiagnosen lassen sich in Echtzeit bequem am Tablet ablesen. Die Maschinen- und Produktionsdaten werden gesammelt, miteinander verknüpft und ausgewertet, um die Einsatzplanung auf noch realistischere Weise vornehmen zu können und die Ausfallsicherheit zu erhöhen. Durch Einbindung von Verkehrsdaten des eigenen Fuhrparks und Staumeldungen kann ein Unternehmer realistische Aussagen zu Produktions- und Lieferzeiten treffen. Das beim Kunden in Indien angelieferte Produkt lässt sich dann per Fernwartung vom Werk in Deutschland aus überprüfen. Durch Analyse der Daten zu Maschinenausfallzeiten und Verschleißteilen können bedarfsgerechte Wartungspläne erstellt werden. Werden Produktions- und Verkaufsdaten mit Kunden-Feedback verknüpft, sind unter Umständen kausale Zusammenhänge erkennbar. Auf Kundenwünsche kann dann künftig flexibler reagiert und individuelle Produkte entsprechend der Anforderungen produziert werden.

Erfolgsfaktoren Industrie 4.0

Entscheidend für den Erfolg von Industrie 4.0 ist, dass Unternehmen in die eigene IT-Sicherheit investieren und die Arbeitsorganisation bzw. Qualifikation ihrer Mitarbeiter an die erforderlichen Rahmenbedingungen anpassen. Ein grenzüberschreitender Breitbandausbau und die Schaffung eines digitalen EU-Binnenmarktes sind essentiell und auch der datenschutzrechtliche Rechtsrahmen ist an die aktuellen Entwicklungen anzupassen.

Auch mit Big Data kann man ökonomisch und gesellschaftlich viel Gutes bewirken. Eines ist sicher: auf den Menschen kann in der Produktion auch künftig nicht verzichtet werden.  Da es nur schwer möglich ist, sich einer Erfassung seiner Daten zu entziehen sollte auf die datenschutzrechtlichen Bedenken hinsichtlich der Wahrung der Privatsphäre und des Persönlichkeitsrechts eines jeden Einzelnen aufmerksam gemacht werden. Die Schaffung von Transparenz ist das oberste Gebot. Die Übertragung beziehungsweise Integration von privaten Kommunikationsformen, wie etwa Messenger-Dienste oder Sprachsteuerung zwischen Mensch und Maschine stellen nicht nur eine technische sondern auch eine rechtliche Herausforderung dar. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Nutzung von privaten Endgeräten zu sehen. Durch die neue Form der Vernetzung von Informationen in ungeahnten Dimensionen besteht in hohem Maße die Gefahr der Profilbildung, wodurch Dritte das Verhalten, Interessen und Gewohnheiten der  Betroffenen  antizipieren können.

Ein sinnvoller Lösungsansatz stellt aus datenschutzrechtlicher Sicht eine wirksame Anonymisierung von Daten dar. Dadurch soll sichergestellt werden, dass keine Rückschlüsse auf Personen mehr möglich sind. Der Datenschutz steht vor einer großen Herausforderung, doch Big Data und Datenschutz schließen einander nicht aus. Um die Technologie dauerhaft nutzen und von der Wertschöpfung profitieren zu können, sollte der Umgang mit Daten von allen Seiten stets in einem verantwortungsvollen Rahmen, ggf. unter Beachtung der betriebsverfassungsrechtlichen Vorschriften, erfolgen und datenschutzrechtliche Aspekte von Beginn an implementiert werden („privacy by design“). Maßgeblich ist das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Datensysteme.

 

Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie gerne: RA Nicole Schmidt, LL.M.
Leistung: Anwaltliche Beratung

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